Der nachfolgende Text stammt aus dem Jahr 2011.
Zwei Jahre später berichtete auch der Erfurter Historiker Dr. Steffen Raßloff über das leerstehende ehemalige Schauspielhaus. 2015 endlich kam neuer Wind auf. Der Verein KulturQuartier
erweckte das Haus aus seinem Dornröschenschlaf. Die gegründete Genossenschaft aus Erfurter Bürger und Kulturinteressierten hat das Gebäude käuflich erwroben und belebt es wieder mit Kulturprogramm. Für die anstehenden Arbeiten werden weiterhin Kultur-Investoren gesucht. mehr
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Es scheint aus dem Blickfeld der Erfurter verschwunden zu sein. Denn es liegt nicht im direkten Bereich des touristischen Altstadtkerns, nicht nahe genug an den vielbesuchten Einkaufsstraßen, nicht einmal nahe genug an den Hauptverkehrsadern Erfurts. Wer diesen Ort nicht gezielt aufsucht, den führt kein zufälliger Weg hier vorbei. – Keine Zeitungsmeldung mehr und kein Bürger, der noch Notiz nimmt. Verstehen Sie mich nicht falsch – alles kein Vorwurf – nur der traurige Tatbestand eines früher vielbesuchten und prunkvollen Hauses. Die Rede ist vom ehemaligen Erfurter Schauspielhaus.
Als das erste Stadttheater als Theaterstätte nicht mehr ausreichte, suchten die Stadtväter nach einem weiteren Theater ganz in der Nähe und so übernahmen sie das ehemals 1897 errichtete Vereinshaus „Ressource″. Nach den notwendigen Umbaumaßnahmen konnte das Neue Theater am 29. August 1949 mit der Aufführung „Iphigenie auf Tauris″ eröffnet werden.
1956 erfolgte die Umbenennung – bedingt durch die Aufteilung der Ensembles und Sparten – des alten Stadttheaters in Opernhaus und des Neuen Theaters in Schauspielhaus. Seither bot das Haus seinen Gästen ein buntes und anspruchsvolles Programm im Bereich Sprechtheater.
Der frühere Probensaal verwandelte sich im Jahr '57 in ein extra Theaterzimmer. Auf dieser sogenannten „Kleinen Bühne″ wurden ergänzend Kabarett und Kleinkunst dargeboten, die das Programm bereicherten.
Nach der Wende 1989 wurde die Finanzierung des vielfältigen Theaterangebots in Erfurt zunehmend schwieriger. 2003 entschied sich der Stadtrat für den Ausbau der Erfurter Oper samt Domstufenfestspiele und gegen die Erhaltung des Erfurter Schauspielhauses.
Mit der Tragikömödie „Noch ist Polen nicht verloren″ verabschiedete sich das Ensemble von seinem Publikum. Der letzte Vorhang fiel am 14.06.2003. Seither sind die Türen verschlossen und das einst repräsentative Gebäude steht leer. Ein trostloser Anblick!