Das „Haus zum Stötzel“ passt sich im Baustil an den „Breiten Herd“ an. Es wurde aber ca. 300 Jahre später im Stil der Neorenaissance nach Plänen des Architekten Carl Frühling erbaut. Im Giebel steht in Goldschrift die Jahreszahl 1892. Im Unterschied zum „Breiten Herd“ fehlen leuchtende Farben, denn Ende des 19. Jahrhunderts war dies nicht modern. Allein Goldtöne setzen gelungen Akzente am Haus. Auch hier steht auf der Giebelspitze wieder ein gerüsteter Mann. Weitere Figuren zieren die Fassade. Eine Madonna auf der Mondsichel stehend hält den Jesusknaben im Arm. Merkur symbolisiert Kunsthandwerk und Handel, eine weibliche Allegorie das Kunstgewerbe. An den Sinnenfries des Nachbarhauses schließt sich hier ein weiteres Reliefband an.
Der Bildhauer Adalbert Deutschmann verkörperte die vier Tugenden nach Platon in Frauengestalt. Die Gerechtigkeit (iustitia), die Klugheit (prudentia), die Tapferkeit (fortitudo) und die Genügsamkeit (temperantia). Als 1925 die Handwerkskammer das „Haus zum Stötzel“ und das „Haus zum Breiten Herd“ erwarb, prägte sich für das Ensemble der Name „Gildehaus“.
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Fotos: T. Romstedt
Text: Andreas Schareck, Erfurt; mdv Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale), 2014, S. 55