König Gustav Adolf II. von Schweden wurde einst von den Erfurtern als Held des Dreißigjährigen Krieges verehrt. Er galt als Schützer des protestantischen Glaubens, als „Retter mit dem Schwert". Schließlich konnten die Erfurter mit seiner Hilfe die Herrschaft des katholischen Erzbischofs aus Mainz zumindest für einige Zeit abschütteln und hegten die Hoffnung, durch ihn in den Stand der freien Reichsstädte erhoben zu werden.
Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts, einer Zeit der allgemeinen Historisierung, erinnerten sich die Erfurter an den einstigen Helden. Man beschloss, ihm zu Ehren neben der Predigerkirche ein Denkmal zu setzen. Der Ort war gut gewählt: Gustav Adolf hatte diese Kirche als Pfarrkirche genutzt und bei seinem Aufenthalt in Erfurt hier selbst Andachten beigewohnt.
Der Bildhauer Carl Melville, der von 1909–1934 an der Erfurter Kunstgewerbsschule unterrichtete, wurde mit der Errichtung des Gustav-Adolf-Gedenkbrunnens beauftragt. Die feierliche Einweihung, zu der auch das schwedische Königshaus geladen worden war, fand am 10. November des Jahres 1911 statt.
Der Gustav-Adolf-Brunnen besteht aus einer aus Sandstein gefertigten Säule zu deren beiden Seiten ein Wasserbecken anschließt. Zur Vorderseite hin ist in der Mitte der Säule ein Porträtmedaillon Gustav Adolfs eingefügt. Oben auf sitzt ein Löwe und präsentiert das Erfurter Wappen. Der gesamte Gedenkbrunnen ist schlicht gehalten als Ausdruck der Frömmigkeit des ehemaligen Schwedenkönigs. Unterstrichen wird der Aspekt des frommen Königs durch die Darstellung von Bibel und Schwert sowie Palmzweig und Kelch. Die Säule umläuft ein Schriftzug mit den Anfangsversen eines Kirchenliedes: „Verzage nicht, Du Häuflein klein, Gott ist mein Harnisch."
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Gustav Adolf als Erfurter Riemergeselle, Sage
Fotos: Tina Romstedt