Die Erfurter rühmen sich mit diesem Namen. Ja, Sie haben richtig gelesen; denn „‘ne rischdsche Buffbohne sein", heißt, ein echter Erfurter sein. Nur geborene Erfurter dürfen diesen Namen tragen. In Erfurts Kranken- und Geburtshäusern bekommt jeder Neugeborene Säugling als Willkommensgruß und je nach Geschlecht eine rosa oder blaue Plüschbohne mit niedlichem Gesicht geschenkt. Aber Achtung, diese kann nicht als Souvenir erworben werden, denn nur ein gebürtiger Erfurter darf diese Sonderbohne sein eigen nennen.
Doch wie kam es eigentlich dazu, dass sich die Erfurter nach einer Bohne benennen? Schon im Mittelalter wurden Brunnenkresse, Kohl und Puffbohnen (Vicia faba) rund um Erfurt angebaut. Der nährstoffreiche Boden des Thüringer Beckens ließ diese Bohnensorte, die sich durch ihren hohen Protein- und Stärkegehalt auszeichnet, sehr gut gedeihen. Und zwar so gut, dass sie bald als „aufgebufft" und später als „ausgepufft" galt, was soviel wie „sehr groß" bedeutet.
Die besondere Größe der Erfurter Ackerbohnen veranlasste im 19. Jahrhundert den Lehrer Wilhelm Schütz, die Puffbohnen als den Stolz und die Freude der Erfurter zu lobpreisen. In dem von ihm gedichteten Erfurter Gärtnerlied heißt es: Fragt in Pommern, fragt in Schwaben, solche Bohnen sie nicht haben.
Bedingt durch den hohen Nährwert der Puffbohne und ihre gute Lagermöglichkeit, galt sie als ideales Arme-Leute-Essen. Getrocknet konnte man sie sogar als kleinen Snack für unterwegs mit sich führen. So konnte man in Erfurts Straßen auch den einen oder anderen Händler in seine Tasche greifen, die Hand zum Mund führen und kauen sehen. Auf die Frage, was er denn esse, hätte er wohl mit „Puffbohnen" geantwortet.
Auch heute noch wird die Pflanze hier angebaut und es gibt eine Vielzahl von Rezepten zur Verarbeitung der Bohnen, etwa den Original Erfurter Puffbohnensalat.
Zum Maskottchen der Stadt sollte die Puffbohne erstmals in den 1970er Jahren werden. Die Idee wurde aber verworfen und erfuhr erst 2000 eine Renaissance, als eine Erfurter Familie jene ockerfarbene Plüschbohne mit Gesicht in einer Spielzeugkiste fand.
In nur vier Monaten ging die jetzt hellgrüne Plüschbohne (der Farbwechsel ist der Farbe der Reife der Bohne gezollt) in Produktion. Und am Thüringentag desselben Jahres feierte die Puffbohne ihr Comeback: In den Thüringer Medien und der Presse wurde sie als Maskottchen der Stadt angepriesen. Auf Erfurts Straßen wandelten lebensgroße Puffbohnen, gefolgt von Mädchen, die die Plüschbohnen unter das Volk bringen sollten – mit großem Erfolg.
Die Plüschpuffbohne avancierte nicht nur unter den „echten" Erfurtern zu ihrem Maskottchen. Sie ist
auch ein beliebtes Souvenir der Touristen und ein gelungenes Werbemedium der Stadt. Mittlerweile können Plüschpuffbohnen in verschiedenen Ausführungen erworben werden, auch als Puffbohne mit Blumenbouquet. Schließlich gilt Erfurt auch als Blumenstadt.
• Friedrich Nerly, Maler der Romantik
• Christian Reichart, Begründer des Erfurter Gartenbaus
• Max Weber, Ökonom
• Johann B. Trommsdorff, Apotheker und Megbereiter der modernen Pharmazie
• Franziska Schenk, Eisschnelläuferin
• Yvonne Catterfeld, Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin
• Carsten Schneider, Politiker SPD
• Andreas Bausewein, Oberbürgermeister
• Steffen Quasebarth, Fernsehmoderator
• Jürgen Kerth, Bluesgitarrist und -Sänger
• Clueso, Sänger und Songwriter
• und zuletzt noch ein Puffbohnenpaar Ingrid und Ulf Annel
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Teaserfoto: Richard W.M. Jones, gemeinfrei; bearbeitet
Plüschpuffbohnen; Foto von Christoph Hoffmann (UNICEF-Edition), Wikimedia Commons CC-BY-SA-2.0-de