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Familie Stauffenberg: Hitlers Rache

Ursula Brekle

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg war als Ehefrau von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der Schlüsselfigur im Widerstand gegen Hitler, von Anfang an in die Widerstandspläne ihres Mannes einbezogen. Sie bewies Mut und Stärke, obwohl sie nach der Ermordung ihres Mannes im Gefängnis und im KZ leben musste. Auch durch den Verlust von Angehö-rigen durchlebte sie eine leidvolle Zeit. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 drohte Himmler:
„Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied.“
Vor Ihnen liegt die spannungsreiche Geschichte, die beweist, dass es Himmler nicht gelungen ist, die Drohung wahrzumachen. Die jüngste Tochter von fünf Geschwistern Konstanze wurde noch während der mütterlichen Haft geboren. Sie berichtete vom 90. Geburtstag ihrer Mutter Nina, auf dem über 40 Nachkommen zusammengekommen waren. Die Nationalsozialisten haben trotz Hinrichtungen und perfider Sippenhaft nicht gewonnen.

Wagweide

Der (heute Steiger genannte) Wald, der südlich von Erfurt den welligen Muschelkalkboden seit uralten Zeiten bedeckt, hieß früher die Wagweide oder Waget (im Ortsnamen Bechstedt-Wagd noch erhalten). Man weiß nicht genau, was das Wort heißt; aber das Volk sucht sich dunkle Wörter auf seine Weise zu deuten. So erzählt es folgende Geschichte:

Als Bonifatius, der Glaubensbote aus England, im Frühling 742 aus dem Hessenlande über die grünen Waldberge nach Thüringen kam, fand er in vielen Dörfern neben einigen wenigen Christen noch viel heidnisches Volk; so auch in Erfurt. Die Erfurter Fischer und Bauern verehrten die Gottheiten des Wassers und des Waldes. Ihr Abgott aber, dem sie besonders dienten, war der Gott Wage, dessen Macht sie im Rauschen des starken Eichwaldes spürten.

Bonifatius kannte diesen germanischen Götterglauben schon von Hessen her. Er predigte den Erfurtern das Evangelium von Gottes Allmacht und Gnade und beschwor sie, ihren Heldengöttern abzusagen und ihre Götzenbilder zu zerstören.

 „Lasst uns die Eichen niederhauen, in denen ihr euren Abgott Wage verehrt!" rief Bonifatius und schickte sich an, von dem Berge, da er seine Kapelle errichten wollte, zum Gerafluß zu schreiten und von da nach dem Walde hinauszuziehen. Viel Volk aber zog mit ihm, und sie wollten auf dem alten Steilpfad den Berg ersteigen. Kaum jedoch hatten sie den Rand des Waldes erreicht, als sich ein mächtiger Sturmwind erhob und ein gewaltiges Rauschen durch die Wipfel des Waldes fuhr, wie der Vorbote eines Unwetters, das sich hinter dem Steiger auftürmte. Da standen die um Bonifatius still und setzten keinen Fuß mehr vor den anderen, weil sie glaubten, der Gott Wage bewege die Wipfel und wolle sie warnen - und weil sie fürchteten, er wolle und werde sie strafen.

Bonifatius jedoch sprach ihnen Mut zu und stieg ohne Zagen den Berg hinan; das Volk aber folgte ihm. Trotz Sturm und Wetter befahl er seinen Jüngern, die Eichen abzuhauen und die Götterbilder zu stürzen. Da die Zaghaften das sahen, schwuren sie den alten Göttern ab und ließen sich taufen. Bonifatius aber ließ aus den Eichenstämmen die Kapelle an der Stelle bauen, an der später der Dom errichtet wurde.

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Überlieferungen gefunden in:

Schulrat Dr. Kürsten/ Rektor Leineweber (Hrsg.): O du Heimatflur. Eine Heimatkunde der Stadt Erfurt in Einzelschriften. Heft 1. Erfurter Sagen, Kenser´sche Buchhandlung Erfurt (ca. 1940)

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