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Otto und Hans James Schwade

Anette Huber-Kemmesies

Neben Otto Lilienthal und den Brüdern Wright, die den Traum vom Fliegen und damit die Luftfahrt verwirklichten, muss auch Otto Schwade (1857–1911) genannt werden, denn nur sieben Jahre nach dem ersten Motorenflug 1903 in den USA – durchgeführt von den Wrights – starteten auch in Erfurt die ersten Doppeldecker auf dem Drosselberg am 04. Juli 1910.

Otto Schwade gründete nach seiner Rückkehr aus Indien, wo der Ingenieur ab 1882 arbeitete, die Firma „Deutsche Automaten Pumpenfabrik" im Jahre 1888 in der Karthäuserstraße 53/55 (später am Grenzweg 2) in Erfurt. Schwade und sein Sohn Hans James (1884–1952) waren schon immer von der Beherrschung des Luftraumes beeindruckt, sodass sie sich in ihrem Unternehmen neben der Herstellung verschiedener Pumpenarten, durch die sich die beiden die Grundlage für ihr Hobby erwirtschafteten, auch mit der Erforschung des Fliegens beschäftigten. Sie steckten viel Zeit und Geld in ihr Projekt, welches sehr erfolgversprechend war.

Nach James Schwades Pilotenausbildung in Frankreich (1909–1910), gründeten Vater und Sohn in ihrer Firma eine Abteilung für Motoren- und Flugzeugentwicklung und nahmen mit ihrem Flugteam, nach dem ersten Testflug James Schwades auf dem damaligen Militärgelände auf dem Erfurter Drosselberg, an verschiedenen Flugshows in Berlin (1910), dem Nordmarkflug in Schleswig-Holstein (1912), in Gotha (1912 und 1913), sowie beim Dreiecksflug (1914), bei dem der Pilot über festgelegte Punkte zum Startpunkt zurückkehrt, teil.

Die letzten vier Wettbewerbe erlebte Otto Schade selbst nicht mehr mit, da er bereits im Jahre 1911 verstarb. Das Team Schwade konnte bei der Teilnahme in Gotha sowie beim Dreiecksflug die Dauerrekorde verzeichnen. Ein Schwade Doppeldecker erreichte innerhalb von 13 Minuten eine Höhe von 500 Metern und flog dann eine weitere Stunde in einer Höhe von 1000 Metern. Zwar erreichten sie den Erfolg der Wrights aus dem Jahre 1908 von über 2,5 Stunden nicht, doch war der „Höhenflug" des Schwade-Teams eine große Leistung.

Durch die registrierten Erfolge bei den Flugwettbewerben, auf denen sie natürlich die Leistung ihrer entwickelten Motoren vorstellten, wurde das Gespann vom Kuratorium der „National-Flugspende", eine Institution, die Preisgelder vergab, dazu angehalten, in Erfurt eine Flugschule zu gründen. Die Ausbildung sowie die Prüfungen fanden ab 1913 gleichermaßen auf dem Drosselberg statt.

Das Ende des Ersten Weltkrieges traf den passionierten Flugzeugbauer Hans James Schwade dahingehend schwer, dass Deutschland durch den Versailler Vertrag von 1919 ein Flug- und Herstellungsverbot von Flugzeugen auferlegt wurde. Bis zum Jahre 1925, mit Inkrafttreten des Vertrages von Locarno, beschränkte sich die Firma Schwade nur noch auf das Pumpenbauen und den Umbau der Militärflugzeuge in Personenflugzeuge.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete den endgültigen Ruin der Firma. Hans James Schwade wurde enteignet. Dies betraf sowohl die Firma Schwade als auch die privaten Besitztümer des Ingenieurs. Er sollte seine Fabrik für ca. ein halbes Jahr zurückbekommen, bevor 1947 die endgültige Enteignung und Übergabe als Volkseigentum der gesamten Besitztümer stattfand. Hans James Schwade starb am 26. Juli 1952 an einem Gehirnschlag.

 

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Quelle: Manfred Krieg. Erfurter Luftfahrtgeschichte 1910-1945 am Beispiel der Familie Schwade, Rockstuhl 2009

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