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Eine Sage vom „Domspuk“

Eine Sage vom „Domspuk“

Diese mündliche Überlieferung dieser Sage vom Spuk am Dom geht reicht zurück in düstere Zeiten, in denen man gut beraten war, Erfurts Straßen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu betreten. Räuber und Diebe sollen dann ihr Unwesen getrieben und manch unachtsamen Bürger nicht selten überfallen und ausgeraubt haben. Dass die Kunde von Geistern die Runde machte ist einerseits darauf zurückzuführen. Andererseits aber ist anzunehmen, dass die gleichzeitig erhabene und gespenstisch wirkende Silhouette des Domes, die leeren und geräuschlosen Straßen und dunklen Gassen die Phantasie der Menschen zu solchen Spukgeschichten anregte. Wer diese vermeintlichen Geister angetroffen haben will und in welcher Verfassung sich derjenige befand, wird in der Sage nicht erwähnt. Doch dieses Ungesagte macht in gewisser Weise auch die gespenstische Wirkung aus.

Annette Huber-Kemmesies

Daß es zwischen den beiden Kirchen oben auf dem Dome vor Zeiten nicht geheuer war, davon weiß wohl jedes Kind zu erzählen. So ließ sich unter andern an den Advents- und Fastensonntagen in früher Morgenstunde in der Nähe der Kirchnerwohnung ein Geistlicher sehen in vollem Ornate den Kelch in den Händen tragend. Er ging an den Häusern entlang, so weit der Weg gepflastert ist und verschwand dann plötzlich in der Nähe der Sanct Bonifaciuskapelle, in der auch zeitweise ein gewaltiges Klopfen gehört wurde.

Auch die nach der jetzigen Stiftsgasse führende Freitreppe ist von unheimlichen Geistern nicht frei geblieben. Eine Gestalt, rätselhafter Art, wurde in der Geisterstunde auf den untersten Stufen nahe der Einfahrt zu dem ehemaligen Henning Goden´schen Hause in sitzender Stellung angetroffen und verschwand, als man ihr die Worte: „Alle guten Geister loben Gott den Herren" zurief.

 

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Quelle: Heinrich Kruspe: Sagenbuch der Stadt Erfurt, Gesamtausgabe von 1877

  

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