Von Mönchen und anderen Geistlichen weiß der Erfurter Sagenschatz viel zu erzählen. Immerhin zählte die Stadt einst 15 Klöster. So ist die Geschichte vom Karthäusermönch Johannes von Hagen überliefert, der 1415 geboren war und zum Studium des weltlichen und kirchlichen Rechtes nach Erfurt kam. Er war äußerst strebsam und bescheiden, lehnte sämtliche akademische Titel ab und trat bald ins Erfurter Karthäuserkoster ein. Durch seine ausgiebigen Studien war er bald ein gefragter Mann, der sich nicht selten gegen manchen Amtsmissbrauch im kirchlichen Leben stellte.
Aus der Erfurter Domchronik geht hervor, dass er ein eifriger Schreiber gewesen sein soll und mehr als 500 Schriften verfasst habe, die allerdings keinen neuen geistlichen Ansatz hervorbracht haben sollen. Dennoch war er ein viel belesener Mann und zählt zu den wichtigen Scholastikern Thüringens. Vermutlich saß er oft bis spät in die Nacht an seinen Schriften. Nun war es den Karthäusern eigentlich verboten, externes Licht mit in ihre Zellen zu nehmen. Also musste er sich etwas einfallen lassen, und hiervon berichtet die Sage. Es ist anzunehmen, dass das kleine Licht nicht seine einzige Erfindung bleib, schließlich wurde ihm der Beiname „ab indagine“ zuteil, was soviel heißt wie „der Untersuchende“.
Annette Huber-Kemmesies