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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

<p "="">Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Domglocke zu Erfurt

Domglocke zu Erfurt

Philipp Heinrich Welcker, geboren 1794 im thüringischen Georgenthal, zählte einst zu den Gelehrten und Lyrikern des Landes. Er war als Lehrer am Gymnasium in Gotha tätig und wird auch mit Salzmann und seinen Lehren in Verbindung gebracht. Vor allem aber machte sich Welcker einen Namen durch seine Lieder- bzw. Gedichtsammlung, die unter dem Titel „Thüringer Lieder”  1831 in Gotha erschienen war. Hierin findet sich ein Lied auf die altehrwürdige, berühmte, Erfurter Domglocke mit dem wundervollen Namen Gloriosa.

Sie ist die größte freischwingende mittelalterliche Glocke Deutschlands und bringt 11,45 Tonnen auf dei Waage. Wer die Stufen hinaus auf den Glockenturm des Domes nicht scheut, kann unter der 2,62 m hohen und 2,56 m breiten Glocke ehrfürchtig stehen.

Annette Huber-Kemmesies

Postkarte von 1903
Postkarte von 1903

Die Domglocke zu Erfurt

(Philipp Heinrich Welcker)

Erwache, Münsterglocke, heb´ an Dein großes Lied!
Und wecke todte Zeiten auf altem Stadtgebiet! –
Erwache, Münsterglocke, mit Deiner Klänge Strom,
Weck alte Herrlichkeiten! erwecke Deinen Dom!

 

Dein Dom ist still geworden. Denkt er noch seiner Pracht?
Des vollen Wonnedienstes, der Tage seiner Macht? –
Maria Gloriosa! in ernster Majestät
Riefst Du an Deine Stufen die Herrscher zum Gebet.

 

Maria Gloriosa! was schweigt Dein frommer Mund?
Hat auch mit Dir zerrissen die Welt den alten Bund?
Die Lieder sind verklungen, verblüht das frühe Glück:
Die tausend Mönche kommen, sie kommen nie zurück!

 

Erzähle mir das Schicksal der alten, freien Stadt,
Was sie gethan, gelitten, was sie errungen hat! –
Ihr Arm war stark und tapfer und deutsch ihr treues Herz;
D´rum ward ihr solche Freude, d´rum ward ihr solcher Schmerz.

 

Sie war Thüringens Zierde, sie war Thüringens Haupt,
Oft ihrer Friedenstage, nicht – ihres Ruhms beraubt.
Sie hat das Schwerdt getragen aus mancher Ehrenschlacht;
D´rum wird ihr Name glänzen auch noch in später Nacht.

 

Erwache, Münsterglocke, heb´ an Dein großes Lied!
Und wecke todte Zeiten auf altem Stadtgebiet! –
Erwache, Münsterglocke, mit Deiner Klänge Strom,
Weck alte Herrlichkeiten! erwecke Deinen Dom!

 

***
(Quelle: Philipp Heinrich Welcker: Thüringer Lieder. Hgg. von J.G. Müller, Gotha 1831.)

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