Auf dem Gelände des egapark Erfurts befinden sich nahe des Rosengartens zwei Türme, ehemalige Festungsgebäude und Reste von Wall- und Grabanlagen, die sich Besucher der Gartenausstellung anschauen können.
Diese Überbleibsel gehören zu einer der ersten Festungsanlagen Deutschlands, die Mitte des 16. Jahrhunderts, auf dem Boden eines ehemaligen Nonnenklosters, entstanden. Der Orden der Benediktinerinnen errichtete bereits im 8. Jahrhundert ein Kloster auf dem Domberg, welches jedoch 1123 auf die Anhöhe des Cyriaksberges (265m über NN) verlegt worden ist, weil der damalige Erzbischof Adalbert I. das Gelände für eigene Zwecke benötigte. Die Nonnen schufen sich auf dem Plateau einen eindrucksvollen Bau, bevor es 1478 zur abermaligen Verlegung des Klosters in die Stadt kam: Zur Schutzfunktion sollte auf der Fläche nun eine Burg entstehen, die zum Verteidigungssystem Erfurts gehörte.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ließ Gustav Adolf II. von Schweden diese Burg zur stärksten Festung Mitteldeutschlands ausbauen, da er ihre strategisch wichtige Lage erkannte.
Als jedoch die wesentlich größere Zitadelle Petersberg 1665 entstand, verlor die Anlage auf der Anhöhe westlich der Stadt an Bedeutung, wurde aber durch Kaiser Napoleon während der französischen Fremdherrschaft im frühen 19. Jahrhundert weiterhin verstärkt.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde die Cyriaksburg zur preußischen Festung ersten Ranges, während des ersten Weltkrieges diente sie als Truppenunterkunft und kurz danach, im Jahre 1919, wurde sie mitsamt des Cyriaksberges von der Stadt Erfurt gekauft und die erste Umgestaltung zu einer Gartenanlage erfolgte.
Mit der Internationalen Gartenbauausstellung (iga), die 1961 eröffnete, funktionierte man einen der Türme zu einer Sternenwarte um und in der Defensionskaserne befand sich nun ein Gartenbaumuseum. Mit der Wende und der damit verbundenen Gründung des heutigen egaparks restaurierte man 1995 die verbliebenen Gebäude; fünf Jahre später fand die Eröffnung des neugegründeten und 1.500m² großen Deutschen Gartenbaumuseums statt.
Der zweite Turm der ursprünglichen Festung trägt heute eine Aussichtsplattform (272m über NN). Von dort aus hat man nicht nur einen guten Blick auf die gesamte frühere Festungsanlage und die ebenfalls erhaltene Seitenkaponniere (in der sich heute ein Weinrestaurant befindet), sondern auch eine Aussicht über die Gartenanlage und die komplette Stadt.
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Fotos: Constanze von Kietzell