Mitten in der Altstadt, unweit vom Dom in der Straße Große Arche, befindet sich das mit dem Museumspreis 2004 ausgezeichnete Naturkundemuseum.
Vom Kellergewölbe bis ins dritte Obergeschoss gibt es viel Natur zu entdecken. Bevor man über die 14 Meter hohe, alte Stieleiche staunt, die alle Etagen durchwächst und wie ein roter Faden hoch hinauf führt, kann man im Keller auf der schwankenden Arche Noah Tierpräparate aus allen Ländern bewundern: von Löwe, Giraffe oder Eisbär bis zu Papagei, Schlange oder Fledermaus.
Im Erdgeschoss erwartet den Besucher ein lebender Waran, der in der Mitte der dargestellten Erdgeschichte seinen Raum hat; eine Etage höher erreicht man den Themenschwerpunkt „Wald": Hier kann man die Vögel per Knopfdruck singen lassen, die Tiere der Nacht betrachten, dem lebendigen Wimmeln im Ameisenbau oder den zwei Feuersalamandern beim Dösen zuschauen.
Aus dem Wald führt eine Treppe hinauf ins Feld, bei dem Hasen, Feldhamster samt unterirdischem Bau und Mäuse nicht fehlen dürfen – Letztere sogar nicht nur als Präparate zu sehen. Und wer weiß, wie es unter der Wasseroberfläche eines Weihers ausschaut? Auch das lässt sich in diesem Raum in Erfahrung bringen.
In der letzten Etage, die der „Stadt" gewidmet ist, tummeln sich sowohl Sperlinge in der Dachrinne und Marder und Eulen auf einem Dachboden, als auch ein großer Haufen Müll, der sich im Wald durch den Menschen angesammelt hat.
Hinter dem Museum, das heute Begeisterung bei Menschen jeden Alters weckt, steht eine fast hundertjährige Geschichte. Seine Grundsteine wurden bereits 1919 gelegt, als es sich eine Arbeitsgemeinschaft, dessen Gründer der Lehrer und Entomologe Otto Rapp war, zum Ziel machte, in einer Ausstellung die Wechselbeziehung zwischen Pflanzen und Tieren zur Umwelt zu gestalten. Im Oktober 1922 war das Naturkundemuseum, damals noch im „Haus zum Stockfisch" in der Johannesstraße, geboren. Während des Krieges wurden die meisten Bestände ausgelagert, einige konnten jedoch nicht vor einer Luftmine gerettet werden. Rapp selbst war ehrenamtlich unaufhörlich im Museum tätig; 15 Jahre nach seinem Tod 1953 wurde das Haus Ende der 60er allerdings geschlossen.
Nach der Wende und einer starke Schäden hinterlassenden Reise der Exponate durch Keller, Lagerräume und Dachböden, beschloss der Erfurter Rat, die Ruine des Waidspeichers als neuen Ort für das Naturkundemuseum zu nutzen: nach fast 30 Jahren war es am 4. März 1995 wieder möglich, den Besucher hautnah am Leben in der Natur teilhaben zu lassen.
***
Teaserbild und Fotos 1 und 2: Falko Behr; aus dem Flyer des Museums, mit freundlicher Genehmigung
Foto 3: Constanze von Kietzell