Erfurt-Lese

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Es sind bewegte, ereignisreiche und unsichere Jahre: die Zeit des Krieges, der russischen Besetzung und der Aufbaujahre der DDR.
Der etwas andere, Bericht der Jahre 1940–1960, frisch erzählt, sozusagen "von Leber weg" mit allerlei Gelegenheiten zum Erinnern und Schmunzeln.

Klaus Beer:
Bewegte Jahr.
Eine autobiographische Skizze

ISBN 978-3-86397-037, EUR 8,90 €  

Dom

Dom

Ulrike Unger

Einer steinernen Krone gleich steht Erfurts Wahrzeichen samt Severikirche über der Stadt. 70 breite Stufen führen hinauf auf den Domberg mit seinem grandiosen Kirchenensemble. Vor der Kulisse dieser sakralen Baumonumente wandert das Auge weit über Domplatz und Hausdächer der Landeshauptstadt.

Die sich uns heute präsentierende Gestalt der aus Seeberger Sandstein aus dem Gebiet um Gotha errichteten St. Marien-Kathedrale unterlag im Laufe der Jahrhunderte unzähligen Veränderungen.

Im Zuge christlicher Missionierungen ließ der in Thüringen einflussreiche Bonifatius im 8. Jahrhundert erstmals einen Bischofssitz im schon damals als Handelsmacht bedeutsamen Erfurt errichten. Den Status als Bistum behielt die Stadt damals nur kurz, denn bald nach der Errichtung der Kirche wurde sie ins Mainzer Bistum eingegliedert. So ist St. Marien aber in jedem Fall der älteste und wichtigste Kirchenbau Erfurts. Man weiß vom Neubau einer spätromanischen Basilika 1154 an der Stelle der heutigen Domkirche. Möglicherweise hatte die ehemalige Kirche des Bonifatius, nachdem 1142 Severikirche und Peterskloster durch einen Brand zerstört worden waren, ebenfalls Schaden genommen und musste daraufhin wieder aufgebaut werden.

 

Der imposante Hochchor des Doms entstand, als im späten 13. Jahrhundert das Bedürfnis nach mehr Platz und einer den aktuellen Glaubensvorstellungen angemessenen Repräsentation der Kirche aufkam. Der Chor sollte größer und heller werden. Die Durchbrechung der Wände zugunsten des Lichtes wurde nicht nur im Erfurter Dom durch riesige Fenster mit Farbverglasungen realisiert. Hätte man 1940/41, als der Luftkrieg über Deutschland begann, nicht die Initiative ergriffen und die Domfenster ausgebaut und in der sicheren Krypta eingelagert, wäre heute wahrscheinlich nur noch wenig von der einstigen Pracht der Glasgemälde erhalten geblieben. So zeigen 13 der 15 Fenster beinah vollständige mittelalterliche Originalfassungen. Die Zeichnungen erzählen von Schöpfung und Passion, aus dem Leben Abrahams, Josefs und Jakobs, berichten über die Apostel und einen Teil der Heiligen.

Aufgrund der gotischen Chorerweiterung musste das Gefälle östlich des Dombergs in Richtung Domplatz überwunden werden. Kavaten, enorme steinerne Pfeiler-Konstruktionen, dienten zur Unterhöhlung und damit zur Nivellierung des Gefälles.

Ein kunstvolles originales Chorgestühl aus massivem Eichenholz stattet den Innenraum aus. Es gehört zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Chorgestühlen Deutschlands. Das Holz datiert ins Jahr 1329. Im Chor ist ein barocker Hochaltar zu finden, der unter anderem ein Gemälde des Erfurter Malers Jakob Samuel Beck (1715–1778) enthält.

Zu den Kostbarkeiten und Kunstschätzen des Doms zählen neben den Glasgemäldezyklen der gotischen Fenster unter anderen einer der seltenen Einhornaltäre im Querschiff, der aus dem frühen 15. Jahrhundert stammt, eine romanische Stuckmadonna sowie der sogenannte Wolfram-Leuchter. Das goldene Einhorn der Altarzeichnung, welches Maria, inmitten eines Gartens, auf dem Schoß hat, symbolisiert Christus. Der Wolfram-Leuchter geht etwa auf das Jahr 1160 zurück. Er weist einen Wolfram und dessen Gemahlin als Stifter aus und ist eine der ältesten freistehenden Bronzeplastiken Deutschlands. Die Stuckmadonna, als Teil eines Altaraufsatzes, ist in derselben Zeit wie die Bronzeskulptur entstanden. Außerdem kann die Erfurter Kathedrale mit einem wunderbaren Cranach-Gemälde aufwarten. Es ist die von Lucas Cranach dem Älteren um 1522 geschaffene „Verlobung der Heiligen Katharina".

Eines der wohl am meisten beeindruckenden Kunstwerke ist die weit über die Grenzen Erfurts berühmte „Gloriosa". Mit ihren 2,62 m Höhe und 11,45 Tonnen ist sie nicht nur ein Meisterstück des Glockengießerhandwerks, sondern auch die größte freischwingende Glocke des Mittelalters. Gefertigt wurde sie 1497 vom Niederländer Gerhard van Wou. Heute wird die ehrwürdige Glocke nur noch zu hohen kirchlichen Feiertagen oder besonderen Anlässen geläutet. Ihr Klang ist ein eindrucksvoller, der weltweit zu den schönsten gezählt wird, der sich einprägt, den man nicht vergisst. Vielleicht existiert deshalb bei den Erfurter Bürgern der Satz: Wenn die Gloriosa spricht, haben alle anderen Glocken zu schweigen.

 

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Fotos: Ulrike Unger; Foto 1: Tina Romstedt

Quellen und weiterführende Seiten:

 

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Dom

Domstufen 1
99084 Erfurt

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