Als der Erfurter Schatz 1998 kurz vor dem Abschluss archäologischer Untersuchungen mitten im ehemaligen jüdischen Quartier auf dem Grundstück Michaelisstraße 43 unter der Mauer eines Kellerzugangs entdeckt wurde, konnte niemand absehen, welches Aufsehen dieser Fund erregen würde. Heute ist der Keller Teil eines Neubaukomplexes und dient als Abstellraum für Fahrräder.
Der Schatz ist in Umfang und Zusammensetzung einmalig und hat ein Gesamtgewicht von fast 30 Kilogramm. Mit etwa 24 Kilogramm machen 3141 Silbermünzen sowie 14 silberne Barren verschiedener Größen und Gewichte quantitativ den größten Anteil aus. Außerdem enthielt der Fund mehr als siebenhundert Einzelstücke gotischer Goldschmiedekunst in teilweise exzellenter Ausführung. Dabei handelt es sich um ein Ensemble an Silbergeschirr, bestehend aus einem Satz von acht Bechern, einer Kanne, einer Trinkschale sowie einem Doppelkopf. An Schmuckstücken sind besonders acht Broschen verschiedener Größe und Form mit zum Teil üppigem Steinbesatz hervorzuheben sowie acht Ringe aus Gold und Silber. Kleinere Objekte wie Gürtelteile und Gewandbesatz machen den zahlenmäßig größten Anteil der Goldschmiedearbeiten aus.
Der ehemalige Besitzer versteckte diese Wertsachen vor dem Pogrom von 1349. Es war wohl der jüdische Geldhändler Kalman von Wiehe, der den Pogrom vom 21. März nicht überlebte.
Nach Ausstellungen in Paris, New York und London wird der Schatz heute im Keller der Alten Synagoge präsentiert und ist damit an seinem dauerhaften Ausstellungsort angekommen.
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Bilder: Stadt Erfurt; Atelier Papanfuss.