Erfurt-Lese

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Gerhard Klein

Dresden-Skizzen

Gerhard Klein stellt in seinen liebevollen Zeichnungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden dar und stellt sie in kurzen Beschreibungen vor. 

Sidonia Hedwig Zäunemann

Sidonia Hedwig Zäunemann

Anette Huber-Kemmesies

Sidonia Hedwig Zäunemann erblickte im Jahre 1711 als Tochter des Notars Paul Nikiolas Zäunemann und seiner Frau, Hedwig Dorothea, in Erfurt das Licht der Welt. Das Bestreben ihrer Mutter, die kleine Sidonia streng gläubig und häuslich zu erziehen, hielt nicht lange stand. Schon früh begann sie ihre Umwelt gezielt zu hinterfragen; ihre Wissbegier stieg stetig an, worin ihr Vater sie bestärkte. Nicht nur Fremdsprachen wie Französisch und Latein gehörten bald zu ihrem Wissensrepertoire, sondern auch ihre Affinität zu Büchern und zum Dichten. Als Vorbild sah sie immer die Schriftstellerin Christiana Mariana von Ziegler, die u. a. das erste und einzige weibliche Mitglied in Johann Christoph Gottscheds „Deutschen Gesellschaft″ zur Förderung der Deutschen Sprache war, was als emanzipatorischer Schritt gilt.
Abbildung der Zäunemännin als lorbeergekrönte Dichterin in ihrem Buch "Poetische Rosen in Knospen" Erfurt 1738.
Abbildung der Zäunemännin als lorbeergekrönte Dichterin in ihrem Buch "Poetische Rosen in Knospen" Erfurt 1738.


Auch die Zäunemann versuchte zeit ihres Lebens den Konventionen und Vorstellungen über die Frau, die nur im privaten, nicht aber im öffentlichen Leben wirken sollte, zu entfliehen. Sie brach viele Regeln, beispielsweise wenn sie ihre Schwester in Ilmenau besuchte: Zu diesem Zwecke und weil das Alleinreisen den Frauen untersagt war, verkleidete sie sich als Mann. Kein wunder also, dass sie bald den Beinamen „Zäunemännin″ erhielt.
Im Gegensatz zur Ziegler genoss Sidonia Hedwig Zäunemann kein besonders hohes Ansehen in einer männlich geprägten Gesellschaft, da Zurückhaltung nicht zu ihren Stärken zählte. Dies spiegelt sich vor allem in ihrem Werk wieder, in dem sie ausnahmslos die patriarchale Gesellschaft kritisiert. In „Poetische Rosen in Knospen″, neben der Verssatire „Die von den Frauen gepeitschten Laster″ das einzige veröffentlichte Gedichtband, greift sie aber auch historische Ereignisse auf, wie in „Das unter Gluth und Flammen ächzende Erfurt″, in dem sie den verheerenden Brand im Jahre 1736 beschreibt und aufarbeitet. Auch das Gedicht „Das durch einen Stern regierte Erfurt″ soll hier Erwähnung finden, denn es beschreibt die Reformtätigkeiten des damaligen Statthalters von Warsberg.

Neben weiteren Hochzeits- und Gelegenheitsgedichten verfasste Sidonia Hedwig Zäunemann Verse rund um Ereignisse und Beobachtungen in Thüringen, so auch in „Das Ilmenauische Bergwerk″, das sie als erste Frau besuchte und das sie selbst als ihr Hauptwerk beschreibt.
Im Jahre 1738 wurde sie mit dem Titel der poeta laureata geehrt, und tat es ihrem Vorbild, Chistiana Mariana von Ziegler nach, die 1733 ebenfalls mit der Dichterkrone geehrt wurde. Zäunemann schrieb auch zu diesem Ereignis ein Gedicht. Diese Auszeichnung motivierte sie auch, ihr Gedichtband „Poetische Rosen in Knospen″ zu veröffentlichen.


Nur zwei Jahre nach dieser Ehrung, die von der Universität Göttingen verliehen wurde, setzte ein Unglück dem Leben der „Zäunemännin″ ein jähes Ende: Auf einem ihrer Ausritte, sie war auf dem Weg zu ihrer Schwester nach Ilmenau, brachen die Balken einer Brücke, die über die Gera führte, und Sidonia Hedwig Zäunemann ertrank. Sie wurde in Plaue, einer Stadt nahe Ilmenau im Jahre 1740 im Alter von 29 Jahren beigesetzt.


Die „Zäunemännin″, soviel verrät schon die Abwandlung des Namens, gilt als eine der ersten emanzipierten Frauen Deutschlands.

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