Schon früh konnte die spätere Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann die Erfahrung machen, dass sich gesellschaftliches Engagement lohnt und Erfolg haben kann. Bereits mit 14 Jahren war sie in ihrer Heimatstadt Neuss in der Schülerunion aktiv und lernte dabei als Mitstreiter den späteren Bundesminister Hermann Gröhe kennen.
Als die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen eine Ersatzschulfinanzierungs-verordnung in Gang bringen wollte, die zur Folge gehabt hätte, dass einige ihrer Mitschüler sich den Schulbesuch nicht mehr hätten leisten können, riefen sie zum Widerstand auf. An der von der Schülerunion organisierten Gegendemonstration nahmen mehrere tausend Schüler teil und sie hatten Erfolg. Die Verordnung wurde gekippt. Der Schulbesuch blieb für alle gewährleistet.
Soziales Engagement wurde Antje Tillmann in ihrem Elternhaus und auch in der Marienschule im katholisch geprägten Neuss vermittelt. Dort wurde die Christliche Soziallehre gelehrt, die auf die Prinzipien Personalität, Subsidiarität (Hilfe zur Selbsthilfe) und Solidarität beruht. Über ihren christlichen Hintergrund hinaus hat sich diese Lehre in vielen Gesellschaften und Institutionen durchgesetzt, weil sie Ausdruck von größter Humanität/Neutralität und außerdem höchst effektiv erfolgreich ist.
Nach dem Abitur begann sie im dualen System, also in paralleler wissenschaftlicher und praktischer Ausbildung, ein Studium der Finanzwissenschaften und schloss es als Diplomfinanzwirtin ab.
Nach kurzer Tätigkeit in einem Finanzamt wurde sie als Dozentin an die nordrhein-westfälische staatliche Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen berufen. Als es dann 1990 zur deutschen Wiedervereinigung kam, übernahm diese Hochschule die Patenschaft für eine Finanzfachhochschule in Königs Wusterhausen in Brandenburg. Die Patenhochschule hatte u.a. den Auftrag, ehemalige NVA-Soldaten zu Finanzbeamten umzuschulen. Hier wurde fleißig studiert und gearbeitet. Den Studierenden bot sich nur wenig Abwechslung. Also spielten sie häufig Doppelkopf und die Dozentin aus dem Westen ließ sich gerne einladen, dabei mitzumischen. Außerdem hatte sich unter den Studenten ein Bibelkreis gebildet, deren Leitung sie gerne übernahm. Bald stand für sie fest, dass der Osten Deutschlands ihre neue Heimat würde.
In der Folge wurde sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, die Büroleitung beim damaligen Thüringer Finanzminister Klaus Zeh zu übernehmen. Ja, das konnte sie. Doch bevor es dazu kam, bildete der damalige Thüringer Ministerpräsident Dr. Vogel das Kabinett um und Zeh war nicht mehr Finanzminister. Aber die Verbindung zu Thüringen war gelegt und Antje Tillmann zog 1993 nach Erfurt.
Sie engagierte sich in der Thüringer Finanzverwaltung, schloss ein zusätzliches Studium zur Steuerberaterin ab und bekam 1996 eine Tochter.
Heimat ist für Antje Tillmann da, wo Menschen mit gleichen Werten leben. Es gehört für sie aber auch eigene Offenheit und Bereitschaft dazu, an einem Ort wirklich ankommen zu wollen. Ihre ersten Wege in Thüringen führten sie daher 1993 zu einem Kirchbesuch und zu dem Besuch einer Parteiveranstaltung. Und genau wie erhofft: ihre Kirche und ihre ökumenischen Freunde haben ihr sofort das Gefühl gegeben, in Thüringen ist nicht alles anders. Und auch die Christdemokraten haben sie gleich fröhlich vereinnahmt.
Tillmanns Fachwissen war in der Kommunalpolitik gefragt. Als 1994 in Erfurt ein neuer Stadtrat gewählt wurde, setzte man sie auf die Kandidatenliste. Die Thüringer Kommunalwahlgesetze erlauben den Wählern, das sogenannte Kumulieren und Panaschieren, d. h. sie können den Kandidaten ihres Vertrauens Vorzugsstimmen geben. Ihr Name wurde von den Erfurter Bürgern so oft angekreuzt, dass sie unter die ersten zehn Stadtverordneten der CDU gewählt wurde. Im neuen Stadtrat wurde sie später Fraktionsvorsitzende und gewann bald den Ruf einer „sachverständigen Kümmerin“.
Im Jahr 2002 wurde Antje Tillmann dann erstmals in den Bundestag gewählt. So, wie das Grundgesetz es von den deutschen VolksvertreterInnen erwartet, bringt sie ihre Kenntnisse, Erfahrungen und Kontakte dazu ein, für ihre politischen Wertvorstellungen und ebenso für den von ihr vertretenen Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land zu kämpfen. Das wurde von ihren Wählern gewürdigt, die sie seit 2009 mit dem Direktmandat in ihrem Amt bestätigt haben. Seit 2014 ist sie finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Für die Bundesebene betont sie, wie wichtig der Kampf um die Schuldenbremse war. Nur durch sie war es möglich, die riesigen Summen zu stämmen, die der Bund für die Bewältigung der Corona-Krise aufbringen muss.
Wichtig ist für Tillmann aktuell das zwei Milliarden schwere „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“, das den Schülern dabei helfen soll, Vieles nachzuholen, was während der Pandemie zu kurz kam – schulisch und außerschulisch. In der Aufarbeitung von Corona sieht Tillmann eine zentrale, politische und gesellschaftliche Herausforderung der Gegenwart, sei es bei dem vorbereitenden Katastrophenschutz, der digitalen Infrastruktur oder bei dem Thema Föderalismus, also der Kompetenzverteilung zwischen dem Bund und den Ländern – um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Unterstützung des Vereinslebens und die Förderung und Anerkennung ehrenamtlichen Engagements in Erfurt, Weimar und im Grammetal ist Antje Tillmann ein besonderes Anliegen. Auch ganz persönlich ist sie vielerorts sozial tätig. So gehört sie beispielsweise dem Kuratorium des Trägerwerks Soziale Dienste an, welches den Aufbau und die Förderung der sozialen Infrastruktur in Thüringen zum Satzungszweck hat. Gemeinsam mit einem Steuerexperten hat sie eine Broschüre herausgebracht, die Vereine, gesellschaftliche Institutionen und ehrenamtliches Engagement bei ihrer Arbeit unterstützt.
Beachtlich ist auch ihr Einsatz für öffentliche Investitionen in ihrem Wahlkreis. Wann immer Fördermittel des Bundes für den Raum Mittelthüringen und seine Bewohner in Betracht kamen, hat sie sich dafür eingesetzt und nützliche Projekte gefördert. Sei es im Städtebau oder Denkmalschutz, im Lärm- und Umweltschutz, im Sport, in Bildung und Kultur, in der Kinder- und Jugendförderung oder auch in der Förderung besonderer Höhepunkte, wie dem Bauhausjubiläum und der Bundesgartenschau.
Die Abgeordnete Antje Tillmann kümmert sich und ihre Bilanz kann sich sehr sehen lassen.
Ein wenig Privatleben bleibt ihr auch. Das widmet sie gerne ihrer Familie, insbesondere ihrer kleinen Enkelin. Und wenn möglich, hält sie sich, und das gehört zu Erfurt, in ihrem Schrebergarten inmitten der Stadt auf.
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Fotos mit freundlicher Genehmigung