Der früh verwaiste Karl Herrmann (1797—1874) war nicht nur ein erfolgreicher Erfurter Kaufmann, sondern auch ein politisch interessierter und engagierter Bürger. Bereits mit 26 Jahren zählte er zu den Mitgliedern des Stadtverordneten-Collegiums. Häufig tat er sich als großer Förderer verschiedener gemeinnütziger Projekte hervor. So war er maßgeblich an den Gründungen des Gartenbau- und des Gewerbevereins beteiligt.
In seinem Amte als Stadtrat (seit 1839) engagierte sich Karl Herrmann ganz besonders für den Eisenbahnanschluss seiner Stadt und ihren Streckenausbau. Entgegen großer Widerstände wurde 1846 in Erfurt der Direktionssitz der Thüringischen-Eisenbahngesellschaft eingerichtet und ein Jahr später erhielt die Stadt ihren ersten Bahnanschluss durch die Strecke Halle—Eisenach. Dies wird bis heute als sein größter Verdienst gewertet.
Zudem hat Karl Herrmann auch zur Aufarbeitung der Stadtgeschichte beigetragen. Er gründete 1863 den Geschichtsverein, regte Ludwig Storch und Heinrich Döring zum Verfassen einer Stadtchronik an und förderte die Gründung des Stadtarchivs.
„[...] nur wenige seiner Collegen [...] haben je so reinen patriotischen Sinnes, mit so großem Eifer und Aufopferung , so gewinnender Bereitwilligkeit und freundlichem Entgegenkommen, so außerordentlicher Offenheit, Geradheit und vor allem Bescheidenheit die Interessen ihrer Vaterstadt und deren Bürgerschaft vertreten", steht in der Allgemeinen Deutschen Biographie von 1880 über ihn geschrieben.
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Teaserbild: Medaillonbildnis am Herrmannsbrunnen, fotografiert und bearbeitet von Tina Romstedt
Textquelle: Albert Schumann über Karl Herrmann, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Band 12 (1880), S. 218—220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herrmann,_Karl&oldid=1116516