Erfurt-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Erfurt-Lese
Unser Leseangebot

Weimarer Sehenswürdigkeiten, wie z. B. Goethe Gartenhaus, Nationaltheater, Herderkirche oder Schloss Ettersburg, in deteilreichen Kohleskizzen und mit informativen Texten.

 

Schloss Tonndorf

Schloss Tonndorf

Ulrike Unger

Das Tor zum Außenhof
Das Tor zum Außenhof

Thüringen hat viel zu bieten, dazu gehört nicht zuletzt die für den Ortsfremden beinah unüberschaubare Vielzahl von Burgen, Schlössern und Ruinen, die hier und da in die Landschaft eingestreut liegen. Eines dieser wunderbaren Kleinodien ist das seit Kurzem wiederbelebte Schloss Tonndorf im Weimarer Land unweit von Tiefengruben, am nördlichen Rand des Thüringer Waldes gelegen. Es ist eine ruhige, dörfliche Gegend, auf die die alten Gemäuer herabschauen, doch die Kulturstadt Weimar und die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt sind kaum 20 km entfernt.

Auf welches Jahr die Ursprünge der einstigen Burg datieren, ist nicht genau bekannt, eine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1201 fand sich im Kloster Paulinzella. Die ins Auge fallende Inschrift über dem Portal zum Schlosshof verrät das Jahr 1633 als Entstehungsjahr derselben. Die Zahl ist in einem Chronogramm versteckt. Die Wappen oberhalb der Inschrift verweisen auf Mainzer Herrschaft, sowie auf die Stadt Erfurt als wichtige Handelsstadt der damaligen Zeit. Nachdem die Burg durch einen schweren Brand 1598 Schaden nimmt, wird sie in der Folge als Schloss im Renaissance-Stil wieder aufgebaut. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte erfährt Schloss Tonndorf immer wieder bauliche Veränderungen, wie etwa 1763 die Errichtung einer barocken Haube auf dem Bergfried.

Der Bergfried des Schlosses
Der Bergfried des Schlosses

Im frühen 19. Jahrhundert geben sich sogar zwei berühmte Herren der Welt- und Literaturgeschichte die Ehre und statten dem Schloss einen Besuch ab. So kommt im Zuge der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 und nach der französischen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig Napoleon nach Schloss Tonndorf. Wie lang er blieb ist nicht überliefert. Und auch der literarische Großmeister Johann-Wolfgang von Goethe soll im Jahre 1814 und 1816 als Minister gemeinsam mit Großherzog Karl August nebst Gattin auf dem Schlossanwesen zugegen gewesen sein.

 

Streuobstwiesen
Streuobstwiesen

Mit dem Verlust kirchlicher Verwaltungsgebiete im Zuge zunehmender Säkularisierung, stehen der Anlage, die ab 1690 unter erzbischöflichem Besitz steht, schwere Zeiten bevor. Denn als der Amtssitz Tonndorf von Berka im Jahre 1816 übernommen wird, beginnen die nicht mehr genutzten Gebäude zu verfallen. Erst 1894 kann Schloss Tonndorf wieder einen Schlossherren sein Eigen nennen. Es ist der königlich-preußische Armee-Hauptmann Hermann Rauchfuß aus Metz. Er lässt verstärkt Umbauarbeiten vornehmen und bewohnt das Anwesen bis 1919 gemeinsam mit seiner Familie. Die schönen, alten Streuobstwiesen, die bis zum heutigen Tag den Schlossgarten prägen, sind Erbe der Familie Hermann Rauchfuß´. In den Jahren danach entsteht wenige Meter vom Schloss entfernt eine Manufaktur für Spitzenklöppelei, später wird Schloss Tonndorf zeitweise als Internat und Schule genutzt, 1938 wird es zu einem Kinderkurheim umgebaut. Im Krieg befindet sich hier ein Lazarett, außerdem werden die Räume übergangsweise Unterkunft für Umsiedler. Noch bis ins Jahre 1998 dient das Schloss als Senioren- und Pflegeheim, doch bereits 1986 wurde es als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt.

Sühnekreuze
Sühnekreuze

Eine arbeitstechnische Herausforderung mag die Ausschachtung des Brunnens im ehemaligen Brunnenhaus am Südflügel der Anlage gewesen sein. Erstaunliche 50m geht es beim Blick von oben hinab in die Tiefe.

Wie so oft erfährt man über manch Bauwerk mit langer Geschichte Rätsel und Legenden, solche sind auch mit dem Schloss in Tonndorf eng verbunden. Jenen Spuk von der weißen Frau, die auf dem Schloss noch bis zum gegenwärtigen Tag umgehen soll und deren Sage mit der Errichtung der Sühnekreuze an der Straße nach Tiefengruben zusammenhängen soll, kann der Besucher sich gern von den freundlichen Schlossbewohnern erzählen lassen. Denn nach längerem Leerstand ist Schloss Tonndorf seit 2005 in Besitz einer alternativen Lebensgemeinschaft, die derzeit 32 Erwachsene und 28 Kinder und Jugendliche zählt. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben der Erhaltung des Schlosses und seiner Anlagen gemeinsam zu wohnen und zu wirtschaften, ökologisch- und sozial-nachhaltige Gemeinschaftskonzepte zu verwirklichen, sowie Öffentlichkeitsarbeit durch Seminare, Workshops und Veranstaltungen zu betreiben. Regelmäßig lädt die „Gemeinschaft auf Schloss Tonndorf e.V." zu Infotagen auf ihr Schloss ein. Wer Interesse hat, kann sich gern durch den Internet-Auftritt der Gruppe näher informieren: http://www.schloss-tonndorf.de/startseite.html

 

Quelle: http://www.schloss-tonndorf.de/das-projekt/der-ort/geschichte.html

Fotos: Foto Bergfried von Ulrike Unger. Alle weiteren Bilder mit freundlicher Genehmigung der Gemeinschaft auf Schloss Tonndorf. Vielen Dank.

 

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Schwellenburg
von Constanze von Kietzell
MEHR
Lutherstein
von Anette Huber-Kemmesies
MEHR

Schloss Tonndorf

Das Schloß 156
99438 Tonndorf

Detailansicht / Route planen

Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen