Erfurt-Lese

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Der klügste aller Esel stammt aus Erfurt, sein Name ist Erasmus. Er hat bei Till Eulenspiegel das Lesen gelernt und manches Abenteuer im mittelatlerlichen Erfurt erlebt. So weiß er einiges über Martin Luther, Adam Ries, Johann Faust und die Erfurter Geschichte zu berichten.

Fausts Streit mit der Geistlichkeit

Fausts Streit mit der Geistlichkeit

Tina Romstedt

Faust schien bei den Bürgern der Stadt recht angesehen. Doch der hiesigen Geistlichkeit war der selbstbewusste Gelehrte ein Dorn im Auge. Sie warfen ihm vor, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Was sollte Faust den abergläubischen Kirchenännern von physikalischen und chemischen Kräften erzählen? Mit Ironie begegnete er den Vorwürfen und wurde so der Stadt verwiesen.

Ludwig Bechstein überliefert in seinem Deutschen Sagenbuch Text 591:

In der Schlössergasse wohnte ein edler Junker, der war Fausti Freund, und waren oft beisammen; das Haus ist durch einen Anker auf dem Dachgiebel kenntlich, da gab Faustus manche Gasterei, zapfte Wein aus dem Tisch, ritt durchs Dach in die Luft und ließ ein Loch im Dach, das sich niemals wieder mit Ziegeln hat zulegen lassen.

Bald sprach Stadt und Land von niemand als vom Doktor Faust, der Adel kam aus der Nachbarschaft in die Stadt herein, den Wundermann und seine Künste zu sehen, und da entstand die Furcht, es möchten allzu viele sich zu Teufelskünsten verlocken lassen, und ward ein Mönch zu Faustum gesandt, der sollte ihn bekehren. Faustus wollte aber nicht bekehrt sein, und auf das Erbieten des Mönchs, ihn durch Messelesen und Gebet vom Teufel loszureißen, hat Doktor Faust erwidert: Nein, mein guter Doktor Klinge! Es würde mir sehr unrühmlich sein, meinen mit meinem Blute geschriebenen Vertrag zu brechen, das wäre nicht redlich.

Der Teufel hat mir ehrlich gehalten, was er mir zugesagt, so will ich ihm auch mein Wort halten. – Ei, so fahre hin zum Teufel, du verfluchter Teufelsbraten und Teufelsbündner! schrie da zornig der Mönch; fahre hin in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! – und rannte fort zum Rektor magnificus und zeigte dem an, Faustus sei ein ganz verstockter unverbesserlicher Sünder.

Darauf ist der Doktor Faustus aus der guten Stadt Erfurt ausgewiesen worden als ein gar schlimmer Literatus.

 

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Die Erfurter Autorin Ingrid Annel hat in zwei ihrer Werke die alten Sagen über aufgegriffen und neu verarbeitet. Der Figur Johann Fausts wurde so neues Leben eigehaucht. Beide Titel sind im Bertuch Verlag Weimar erschienen.

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